Free Open Source vs. Enterprise CMS: Warum für ein CMS bezahlen?
Warum soll ich für etwas bezahlen, was ich unter Umständen auch kostenlos bekommen könnte? Sicher, eine berechtigte Frage: Niemand möchte unnötig Geld ausgeben.
Als CMS-Hersteller müssen wir regelmäßig diese Frage beantworten, wenn Interessenten fragen: Warum soll ich Lizenzgebühren für ein Enterprise CMS bezahlen, wenn ich auch ein kostenloses Open Source CMS nutzen kann?
Ein Vergleich der beiden Modelle ist nicht ganz einfach, und es geht bei Weitem nicht nur um die Kosten. Vorab: Sowohl kostenfreie Content Management Systeme (CMS) als auch Enterprise Content Management Systeme (CMS) haben ihre Berechtigung. Sonst würden wohl kaum beide Angebote so lange nebeneinander existieren – und wohl kaum würden wir Magnolia zusätzlich als kostenlose Community Edition anbieten.
Damit Sie eine bessere Entscheidung treffen können – und wir in Zukunft vielleicht etwas weniger erklären müssen – vergleichen wir in diesem Artikel die beiden Alternativen miteinander.
Was ist Open Source Software?
Kurze Erklärung: Bei Open Source Software ist der Quellcode öffentlich einsehbar – wie der Name sagt. Der Code gehört niemandem, jeder kann ihn anpassen und weiterentwickeln (je nach Open Source Verwendungswidmung kann eine Inhaberschaft bestehen). Um viele Open Source Projekte existiert eine große Community an Entwicklern, die daran arbeiten; entweder unbezahlt als Hobby oder im Rahmen ihres Jobs.
Kosten
Fangen wir mit dem offensichtlichsten Argument an: den Kosten.
Bei Free CMS bezahlen Sie keine Lizenzkosten; Sie können es kostenlos und ohne Einschränkungen nutzen. Auch viele Erweiterungen sind kostenlos. Um Anpassungen, Weiterentwicklung, Support und Gewährleistung müssen Sie sich selbst kümmern. Entweder müssen Sie Dienstleister damit beauftragen oder eigene Entwickler beschäftigen, und dafür die Kosten tragen.
Beim Enterprise CMS bezahlen Sie in der Regel jährliche Lizenzkosten. Neben der reinen Nutzung sind Updates und Bugfixes im Preis inbegriffen. Über einen Wartungsvertrag (Service-Level-Agreement) können Sie weitere Support- oder Entwicklungsleistungen dazubuchen.
Funktionsumfang
Open Source CMS haben meist einen im Vergleich geringeren Funktionsumfang. Die Idee ist, dass Nutzer zusätzliche Funktionen über Plug-ins hinzufügen und sich so ihr individuelles CMS zusammenstellen.
Für populäre CMS wie WordPress gibt es wahrscheinlich zehntausende Plug-ins für jede erdenklich Funktion, kostenlos und kostenpflichtig. Allerdings schwankt deren Qualität, Produktsicherheit und die entsprechenden Gewährleistungen sehr und Erweiterungen sind nicht unbedingt miteinander kompatibel. Sie können selbstverständlich auch eigene Erweiterungen schreiben, mit allen Vor- und Nachteilen, welche eine entsprechende Urheberschaft mit sich bringt. Zum Beispiel: bei der Kompatibilität und Updatefähigkeit mit zukünftigen Versionen des eigentlichen Kernsystems.
Enterprise CMS bringen von Haus aus mehr Funktionen mit. Jeder Hersteller setzt dabei eigene Schwerpunkte oder optimiert sein CMS für bestimmte Szenarien. Sie sollten deshalb ein CMS auswählen, das zu Ihren Anforderungen passt. Komplexere Funktionen, wie beispielsweise für die Zusammenarbeit von großen Reaktionsteams, sind nur in Enterprise CMS zu finden.
Dazu arbeiten viele Hersteller am Ausbau ihrer Ökosysteme: Sie bieten eigene Module zur Erweiterung an, oder Standard-Konnektoren zu anderen populären Systemen, oder öffnen Ihre APIs, sodass andere Entwickler eigene Erweiterungen schreiben können.
Der Vorteil bei Erweiterungen, die vom Hersteller unterstützt oder zertifiziert werden: Sie können sicher sein, dass Sie alle Standards von Qualität und Integrierbarkeit erfüllen.
Updates
Bei Free CMS ist die Roadmap unsicher und abhängig von einer meist ehrenamtlich organisierten Entwickler-Community – viele davon arbeiten nur nebenher am Projekt. Core und Plug-ins werden in unterschiedlichem Tempo weiterentwickelt und nicht aufeinander abgestimmt.
Oft kommt es vor, dass Plug-ins nach einem Core-Update nicht mehr funktionieren. Manche Plug-in-Entwickler bieten nach einiger Zeit keine Updates mehr an, weil sie sich auf andere Dinge konzentrieren. Dann müssen Sie nach Alternativen suchen, oder im schlimmsten Fall sogar auf CMS-Updates verzichten – und mit einem altern, unsicheren System arbeiten ein sogenannter “Version-Lock” droht.
Beim Kauf eines Enterprise CMS wissen Sie vorher, wie es damit weitergeht: Hersteller kommunizieren eine klare Roadmap mit Release-Terminen. Zwar mögen Updates manchmal länger dauern als bei Open Source Projekten mit großer Community, doch das hat seinen Grund: Updates werden ausgiebig getestet und mit Partnern abgestimmt, damit diese gleichzeitig eigene Updates liefern können. Sie können sicher sein, dass Ihr CMS und alle Erweiterungen auf Jahre hinaus permanent weiterentwickelt werden.
Sicherheit
Sicherheitslücken im Kern der Free CMS werden in der Regel schnell geschlossen; dank der großen Entwickler-Community. Doch der Core ist selten das Problem: das größte Sicherheitsleck sind Plug-ins (teilweise aus zweifelhaften Quellen) oder eigene Anpassungen, über die sich Kriminelle Zugang zum System verschaffen.
Durch den offenen Quellcode werden Sicherheitslücken leicht entdeckt – das ist gut und schlecht zugleich. Selbst wenn der Patch schnell bereitgestellt wird: Viele Unternehmen führen Updates erst Tage oder manchmal Wochen später (oder gar nicht) durch. Während dieser Zeit sind sie leichte Beute für Angreifer.
Dazu basieren viele Free CMS auf den potenziell unsicheren Sprachen PHP und MySQL.
Beim Enterprise CMS arbeiten dedizierte, bezahlte Entwicklerteams am Softwarekern; daher können Sicherheitslücken nicht so schnell von Dritten erkannt werden. Außerdem müssen sich Partner und Anbieter von Erweiterungen an die strengen Qualitäts- und Sicherheitsstandards der Hersteller halten. Die Hersteller sorgen dafür, dass Sicherheits-Patches sofort eingespielt und Lücken geschlossen werden.
Unabhängigkeit
Mit einem Open Source CMS binden Sie sich nicht an einen Hersteller – neben den Kosten in das eines der häufigsten Argumente für Open Source Software. Das stimmt zwar, hundertprozentig unabhängig sind Sie deshalb noch lange nicht, solange Sie das CMS nicht komplett in Eigenregie weiterentwickeln und betreiben.
Statt vom Hersteller sind Sie vom Dienstleister abhängig. Entwickler haben oft ihre eigenen Stile, oder sie halten sich nicht an den Standard, oder sie dokumentieren schlecht. Haben Sie Ihr CMS stark angepasst und viele eigene Erweiterungen, können sich andere Entwickler schwer einarbeiten. Der Wechsel des Dienstleisters (oder manchmal nur des internen Entwicklers) ist keine einfache Sache. Manche Dienstleister schreiben bewusst „unverständlichen“ Code, um Kunden an sich zu binden.
Haben Sie sich einmal für ein Enterprise CMS entschieden, kooperieren Sie sich meist auf lange Zeit mit einem Hersteller. Das ist ein Fakt. Eine CMS-Migration macht nicht man ohne Not. Das muss kein Nachteil sein – sofern Sie sich für den richtigen Hersteller entschieden haben.
Der Dienstleister-Wechsel klappt in der Regel sogar einfacher als bei einem Free CMS. Die Partner sind zertifiziert und müssen sich an die Hersteller-Standards halten. Deshalb können sich anderer Dienstleister leicht einarbeiten und das Projekt übernehmen. Magnolia hat ein Partnernetzwerk mit über 200 Partnern weltweit aufgebaut und unterstützt Sie gerne bei der Auswahl.
Support & Schulung
Beim Free CMS profitiere Sie von der großen Community: In Foren bekommen Sie kostenlosen Support, zu vielen bekannten Problemen finden Sie online bereits Lösungen. Der Support bei Plug-ins ist sehr unterschiedlich: von Spitzenklasse bis nicht vorhanden für professionellen Support, vor allem für eigene Anpassungen, müssen Sie Dienstleister beauftragen und bezahlen.
Genauso finden Sie online Unmengen an kostenlosen und kostenpflichtigen Schulungsangebote; genauso schwankt die Qualität und Sie müssen herausfinden, welche für Sie geeignet sind.
Beim Enterprise CMS erhalten Sie Support durch den Hersteller selbst oder durch seine Partner, wie IT-Dienstleister und Web-Agenturen. Dafür schließen Sie einen Wartungsvertrag ab. Die Partner werden intensiv geschult, und oftmals zertifiziert. Dazu bieten Hersteller oft umfangreiche Trainingsangebote: Online-Kurse, Wikis und Dokumentationen, oder regelmäßigen Veranstaltungen.
Gewährleistung
Da Sie ein Free CMS von niemandem kaufen, übernimmt auch niemand die Gewährleistung dafür, dass es funktioniert und sicher ist. Auch die Dienstleister nicht, die sie für Weiterentwicklung und Support beauftragen. Für Bugfixes müssen Sie selbst bezahlen; und wenn wirklich mal etwas passiert, müssen Sie selbst für Kosten und Folgeschäden aufkommen.
Beim Enterprise CMS gehen Sie ein vertragliches Verhältnis mit dem Hersteller ein. Im Vertrag sowie den Geschäftsbedingungen ist konkret geregelt, wer für was verantwortlich ist, und wer in welchem Fall haftet. Darüber hinaus haben Hersteller das ureigene Interesse, Ihnen ein Top-Produkt zu bieten – um Sie als Kunden zu halten, und weil Bugfixes auf deren Kappe gehen.
Free vs. Enterprise CMS: Wann eignet sich welches?
Okay, zugegeben vielleicht sind wir in der Frage Free vs. Enterprise nicht 100 Prozent objektiv. Deshalb zum Schluss nochmals die Einordnung: Wann ist welches Modell sinnvoll?
Auffälligstes Merkmal des Free CMS sind die Null Euro Lizenzkosten: Das fällt vor allem bei kleineren Projekten ins Gewicht, wenn Sie wenig Anpassungen oder Erweiterungen benötigen, wenn Support und Betrieb einfach sind. Je mehr eigenen Aufwand Sie jedoch haben und weniger “out of the box” Funktionen des Herstellers nutzen könnendesto teurer wird es – die „versteckten“ Kosten eines CMS summieren sich.
Am Ende könnten Sie mit einem Enterprise CMS sogar günstiger wegkommen. Je größer und anspruchsvoller Ihr Projekt wird, desto eher lohnt es sich. Sie bekommen damit vieles inklusive, was Sie sonst selbst finden und „zusammenkaufen“ oder selbst entwickeln müssten.
Ein Open Source CMS kann das Richtige für Sie sein, wenn Sie damit unkritische Websites betreiben, wie zum Beispiel eine reine Info-Website: sollte die einmal ausfallen oder gar gehackt werden, wäre der Schaden wahrscheinlich gering.
Wichtiger als das Kostenargument sind bei geschäftskritischen Websites die Punkte: Sicherheit, Verlässlichkeit und Kontinuität. Hängt ihr Geschäftsmodell an der Verfügbarkeit Ihrer Website? Verkaufen Sie Produkte oder Services darüber? Verwalten Sie dort personenbezogene Daten?
Ausfälle oder Cyberangriffe können verheerende Folgen haben und ihr Unternehmen wirtschaftlich gefährden. Ein ausgereiftes CMS – sowie Hersteller und Partner, die sich dafür verantwortlich fühlen – sind in diesem Zusammenhang unbezahlbar.
Das CMS ist für viele Unternehmen das technische Fundament ihrer Digitalstrategie, ihrer Digital Experience Plattform. Das will wohlüberlegt ausgewählt sein. Entscheiden Sie deshalb nicht nur aufgrund einer oberflächlichen Kostenbetrachtung. Überlegen Sie, was für ihren digitalen Erfolg langfristig wirklich wichtig ist.