Best of Breed vs. Best of Suite: Der Vergleich
Ein radikaler Umbau der IT: Davor stehen zurzeit eine Menge Unternehmen. Der Digitalisierungsschub der letzten Jahre hat die alten Lösungen an Ihre Grenzen gebracht. Jetzt benötigen Unternehmen eine IT-Landschaft, die die Anforderungen von heute und auch von morgen erfüllen kann.
Wie ist diese neue IT-Landschaft aufgebaut? Unternehmen können dabei zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze verfolgen: Best of Breed oder Best of Suite. In diesem Artikel erklären wir beide, die jeweiligen Vor- und Nachteile und geben eine Entscheidungshilfe.
Best of Breed vs. Best of Suite: Worum geht es?
Beim Vergleich zwischen Best of Breed und Best of Suite geht es um zwei Software-Strategien; oder um zwei Ansätze, wie ein Unternehmen die Tools auswählt, aus denen seine IT-Landschaft besteht: Entweder kombiniert es mehrere Einzellösungen miteinander oder nutzt eine Komplettlösung für alles.
Die Entscheidung zwischen Best of Breed und Best of Suite müssen Unternehmen etwa beim Aufbau einer Digital Experience Plattform (DXP) treffen. Einen Vergleich der Ansätze am Beispiel einer DXP finden Sie hier.
Analysieren wir die beiden Ansätze sowie deren Vor- und Nachteile im Detail.
Best of Breed: Spezialisierte Einzellösungen
Bei der Best-of-Breed-Strategie werden spezialisierte Einzellösungen kombiniert und zu einer gesamten Plattform verbunden. Die Idee dahinter ist, für jeden Prozess oder jede Aufgabe die jeweils am besten geeignete Technologie am Markt zu verwenden.
Eine Software wird dabei als führendes Kernsystem definiert und dient als Zentrale für den Datenaustausch der gesamten Plattform. Rund um das Kernsystem werden weitere Funktionen durch separate Lösungen hinzugefügt.
Der Best-of-Breed-Ansatz ist die Grundlage für ein sogenanntes Composable Enterprise: für ein modular aufgebautes, agiles Unternehmen.
Übrigens: Der englische Begriff „Best of Breed“ stammt aus der Tierzucht. Gewinner bei Tierzuchtschauen werden damit ausgezeichnet.
Vorteile
Welche Vorteile bringen Best-of-Breed-Landschaften für Unternehmen?
Alle Anforderungen lassen sich perfekt abdecken, auch sehr spezielle.
Neue Lösungen lassen sich relativ schnell und unkompliziert implementieren und wieder austauschen.
Unternehmen können mit einer schlanken IT-Plattform starten, diese nach Bedarf sukzessive ausbauen und selbst entscheiden, wie sie sie weiterentwickeln.
Nicht mehr benötigte Lösungen können abgeschaltet und die Kosten dafür gespart werden.
Die Kosten für einzelne Lösungen oder Aufgaben lassen sich transparent kalkulieren.
Unternehmen sind nicht so stark von einzelnen Softwareanbietern abhängig.
Nachteile
Dem stehen eine Reihe von Nachteilen oder Herausforderungen gegenüber:
Der Aufwand für Auswahl und Integration der einzelnen Lösungen ist höher.
Einzelne Lösungen sind eventuell nicht voll miteinander kompatibel oder die Schnittstellen noch nicht ausgereift.
Für jede Lösung fallen separate Lizenzkosten an; diese summieren sich bei großen Plattformen mit vielen Einzellösungen.
Für den Betrieb und die Weiterentwicklung werden mehrere Teams benötigt, die sich jeweils mit den einzelnen Technologien auskennen.
Die Anwender müssen für jede Lösung separat geschult werden.
Best of Suite: Eine Komplettlösung für alles
Wenn sich ein Unternehmen für den Best-of-Suite-Ansatz entscheidet, nutzt es eine Komplettlösung oder All-in-one-Lösung, die möglichst viele Prozesse oder Aufgaben abdeckt. Microsoft Office 365 oder Adobe Creative Cloud sind populäre Beispiele solcher Suites. Auch solche Lösungen können punktuell durch weitere Tools ergänzt werden.
Vorteile
Welche Vorteile bietet eine Softwaresuite?
Suites sind meist bewährte, ausgereifte Lösungen, die stabil und sicher laufen.
Unternehmen erhalten auf einen Schlag alle benötigten Tools.
Die Komponenten sind aufeinander abgestimmt, arbeiten gut zusammen und bieten eine einheitliche User Experience.
Die Anwender müssen nur einmal für die Komplettlösung geschult werden.
Es gibt nur einen Ansprechpartner für die Software.
Ein einziges Team kann sich um den Betrieb kümmern.
Eine Einschränkung der Vorteile müssen wir an dieser Stelle machen: Suites sind nicht immer Lösungen aus einem Guss. Manchmal bestehen Sie aus Lösungen, die die Hersteller zugekauft, mehr oder weniger gut integriert haben und nun als Paket vermarkten. Das Look-and-feel der Lösungen in der Suite kann sich dann unterscheiden.
Nachteile
Was sind die Nachteile und Herausforderungen des Best-of-Suite-Ansatzes?
Unternehmen machen sich stark und langfristig abhängig von einem einzelnen Anbieter. Ein Wechsel der Software ist mit extrem hohen Kosten verbunden.
Die Weiterentwicklung der Suite lässt sich kaum beeinflussen. Unternehmen müssen mit der Standardfunktionalität der Suite auskommen.
Die Einführung einer Suite bringt in der Regel ein langwieriges IT-Projekt mit sich.
Unternehmen müssen sofort die komplette Suite kaufen; sie können nicht „klein anfangen“. Sie zahlen auch für Funktionen, die sie nicht nutzen.
Suites bieten weniger Anpassungsmöglichkeiten; manche Anbieter schränken zudem die Integration von weiteren Lösungen ein (geschlossene API).
Für wen eignet sich was?
Welcher Ansatz sich besser eignet, hängt von den Zielen und der Digitalstrategie eines Unternehmens ab.
Mit Best of Suite fahren Unternehmen dann am besten, wenn sie eine Standardlösung haben möchten, die stabil läuft und in die sie keine allzu großen eigenen Ressourcen stecken möchten. Dafür zahlen sie einen höheren Preis und verzichten auf Flexibilität.
Für Best of Breed entscheiden sich eher Unternehmen, die hohe Anforderungen haben, sich agil entwickeln und digital führend sein möchten. Dafür sind sie bereit, höheren Aufwand für Ihre IT-Plattform zu betreiben.
Beide Ansätze lassen sich auch kombinieren; in der Realität ist häufig eine „softe“ Best-of-Breed-Variante anzutreffen: Den Kern der IT-Landschaft bilden einige „größere“ Systeme, wie etwa Lösungen für Headless CMS, Headless E-Commerce und CRM. Diese werden mit einer Reihe von Technologien ergänzt. Eine solche Landschaft ist überschaubar und leichter zu betreiben, gleichzeitig bleibt sie flexibel und agil.
Zudem können Funktionen aus anderen Lösungen – etwa SEO oder Digital-Asset-Management – in die Oberfläche des CMS integriert werden. Die Marketer arbeiten dann größtenteils in einem zentralen System mit einheitlichen Look-and-feel. So lässt sich einer der größten Vorteile einer Suite auch in einer Best-of-Breed-Plattform umsetzen.